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Straßenreinigung: Fahrzeuge der BSR vor dem Brandenburger Tor
BSR-Fahrzeuge vor dem Brandenburger-Tor. Damit die Müllwerker*innen gesund bleiben, wurde eigens ein Zirkeltraining entwickelt. Foto: BSR

Betriebliches Gesundheitsmanagement: BSR setzt innovatives Gesundheitskonzept um

Bei der Berliner Stadtreinigung, kurz BSR, trägt die gesundheitsfördernde Gestaltung von Arbeit und Organisation seit vielen Jahren dazu bei, die Belastungen für Mitarbeitende so gering wie möglich zu halten. Nun gibt es eine ganze Reihe Neuerungen, unter anderem wurden Synergien gebildet und das Kompetenzcenter Gesundheit geschaffen. Wie die über 6.000 Mitarbeiter*innen des kommunalen Unternehmens in Zukunft gesundheitlich unterstützt werden, das erfuhren wir von der Leiterin des Kompetenzcenters Annett Schlesier.

 

Interview

Gesundheit ist ein hohes Gut, das wissen wir seit der Corona-Pandemie mehr denn je. Was tut die BSR, um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern? 

Annett Schlesier: Bei der BSR ist das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) schon seit langem fester Bestandteil des Unternehmens. Nehmen wir die klassischen Säulen des BGM, wird der Arbeits- und Gesundheitsschutz natürlich schon immer praktiziert. Das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) wurde 2005 in einer BEM-Koordinierungsstelle für das gesamte Unternehmen zusammengefasst und ebenso lange besteht auch die Gesundheits- und Sozialberatung der BSR, die neben der Beratung die betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention bündelt. Darüber hinaus kümmert sich das Integrationsteam seit 2016 um Beschäftigte, die aus gesundheitlichen Gründen ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben können.

Gibt es neue Aspekte, auf denen der Fokus liegt?

Neu seit 2022 sind folgende drei Aspekte: Zum ersten wurde die Gesundheitskompetenz der BSR gebündelt, das heißt das BEM, die Gesundheits- und Sozialberatung und das Integrationsteam agieren gemeinsam als Kompetenzcenter Gesundheit. Zum zweiten hat die BSR die beiden großen Themen HR und Health organisatorisch in der Geschäftseinheit Personal und Gesundheit verknüpft. Das heißt wir denken und praktizieren Personal- und betriebliche Gesundheitsthemen aus einer Hand.

Und daraus ergibt sich der dritte Aspekt, der für uns besonders wichtig ist: Diese Aufstellung erleichtert es uns, das betriebliche Gesundheitsmanagement ganzheitlich zu denken. Das bedeutet, wir verstehen BGM als Gesamtheit aus den bereits genannten klassischen Säulen und den Themen der gesundheitsrelevanten Personalarbeit, der gesundheitsorientierten Führung und eines Fehlzeitenmanagements.

Wie haben Sie die Maßnahmen, mit denen sich die Gesundheit der BSR-Mitarbeiter*innen stärken lässt, entwickelt?

Wir haben in einer bereichs- und hierarchieübergreifenden Auftaktveranstaltung gesundheitswirksame Maßnahmen erarbeitet. Es war beeindruckend, wie aufgeschlossen und auch kreativ in den gemischten Gruppen gearbeitet wurde und wie viele und gute Maßnahmeideen entwickelt wurden. Die Herausforderung bestand darin, die Ideen zu priorisieren, um unsere Aktivitäten und Ressourcen zu fokussieren und uns nicht zu „verzetteln“. Die drei Maßnahmen, die die Teilnehmenden am höchsten priorisiert haben, bilden unser Arbeitsprogramm für dieses Jahr.

Und welche drei Maßnahmen sind das?

Die wichtigste, wenn auch nicht neue, Erkenntnis, die in den Gruppen erarbeitet wurde, war: Identifikation mit dem Team, der Aufgabe, der BSR, hat einen unglaublich großen Einfluss auf das Wohlbefinden und damit auf die Gesundheit. Unsere Aktivitäten zur Stärkung der Identifikation haben wir unter dem Motto „Wir sind Orange“ zusammenfasst.

Ebenfalls hoch priorisiert wurde die feste Einbindung des BGM in die Entwicklungspläne. Das bedeutet, dass unseren Beschäftigten auf dem Weg in künftige Führungsrollen unbedingt Kenntnisse und Kompetenzen im Themenfeld BGM vermittelt werden. Hierein fällt aber auch die gemeinsame Haltung, die wir in der BSR haben und auch vermitteln wollen. Das Motto für dieses Maßnahmenfeld lautet deshalb: „Wir haben und vermitteln eine gemeinsame Haltung“.

Und das dritte?

Das dritte hoch priorisierte Themenfeld betrifft – auch nicht überraschend – das Thema BEM. Unter dem Motto „Wir sorgen gemeinsam für die Wiedereingliederung“ fassen wir unsere Aktivitäten zur Stärkung des BEM zusammen.

Mit diesen drei TOP Maßnahmen und dem Ziel, eine Gesundheitsstrategie für die BSR abzuleiten, haben wir uns ein anspruchsvolles Arbeitsprogramm für dieses Jahr vorgenommen, das wir nur gemeinsam erfolgreich bewältigen können. Besonders wichtig ist hierbei, dass der Vorstand die betriebliche Gesundheit zum Fokusthema erklärt hat.

Die BSR beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeiter*innen. Wie kann es gelingen, allen in Bezug auf Gesundheit gerecht zu werden?

Unser großer Vorteil ist, dass das klassische BGM schon seit vielen Jahren fester Bestandteil der BSR ist. Daher haben wir bereits viele Erfahrungen sammeln, Expertise aufbauen und die Themen entwickeln können. Bei der BSR muss niemand davon überzeugt werden, dass und wie wichtig die Gesundheit der Beschäftigten für das Unternehmen ist. Die stetige Herausforderung ist es jedoch, das Thema Gesundheit, orientiert an den konkreten Bedürfnissen, für die Beschäftigten immer wieder und dauerhaft ansprechend und überzeugend zu transportieren.

Wie machen Sie das konkret?

Ein wichtiges und seit Jahren bewährtes Format ist beispielsweise die sogenannte Roadshow „Mit Sicherheit. Gesund.“ Die Roadshow ist eine Serie von insgesamt acht Gesundheitstagen an ausgewählten Standorten der BSR, die jährlich stattfindet. Gemeinsam bringen die Arbeitssicherheit, der betriebsärztliche Dienst der BSR, die Betriebsgastronomie und das Kompetenzcenter Gesundheit aktuelle, gesundheits- und sicherheitsrelevante Themen zu den Beschäftigten. Mit Aktionen zum Mitmachen und Ausprobieren werden die Gesundheit und Sicherheit zum Gesprächsthema gemacht.

Die Erfahrung zeigt, dass die persönliche Ansprache und das gemeinsame Erleben ein sehr erfolgreicher Kommunikationsweg sind. In diesem Jahr stellen auch die betrieblichen Gesundheitslotsen der BSR und die Betriebssportgemeinschaft ihre Angebote vor. Hier gilt: von Kolleg*innen für Kolleg*innen.

Eine andere Erkenntnis, die wir zunehmend umsetzen, um unsere Beschäftigten zu erreichen, besteht darin, Maßnahmen so konkret und bedarfsgenau als möglich anzubieten. Der Gedanke dabei ist: weg von der Gießkanne, hin zum tatsächlich Bedarf.

Gibt es spezielle Projekte für einzelne Berufsgruppen?

Ein Projekt, das wir endlich in diesem Jahr umsetzen können, nachdem uns die Pandemie zeitweise einen Riegel vorgeschoben hatte, ist ein speziell auf die Arbeitsbelastungen der Müllwerker*innen zugeschnittenes Ergonomie-Konzept. Entwickelt als Zirkeltraining, das die Beschäftigten der Müllabfuhr nach einer Einführung durch einen Trainer direkt vor Ort absolvieren können. Wir sind aktuell dabei, die Geräte für das Zirkeltraining aufzubauen und sind schon sehr gespannt auf den Start.

Seit der Corona-Pandemie haben auch Homeoffice, hybrides Arbeiten, Führen auf Distanz und viele weitere Aspekte von New Work in die klassischen Bürojobs Einzug gehalten. Wie lösen Sie diese Herausforderungen?

Die BSR hat den Schritt in das neue Arbeiten schnell und gut bewältigt. Ich selbst bin erst seit September 2022 bei der BSR und profitiere von dem, was hier erarbeitet und eingeführt wurde: Das mobile, ortsunabhängige Arbeiten ist etabliert und mit einer entsprechenden Dienstvereinbarung unterlegt. Es gibt entsprechende Schulungsangebote, um Beschäftigte und Führungskräfte zu den neuen Arbeits- und Führungsmethoden zu befähigen. Besonders eindrucksvoll und daher auch hier erwähnenswert ist m.E. die „Digitale Lernwelt“, die allen Beschäftigten der BSR zur Verfügung steht: Neben einer Vielzahl von E-Learning-Kursen stehen in der digitalen Bibliothek unzählige Fachbücher, Artikel und Audiobeiträge bereit. Eine wahre Fundgrube!

Vielen Dank!

Die Fragen stellte Diane Schöppe

Annett Schlesier ist seit September 2022 Leiterin des Kompetenzcenters Gesundheit bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). Zuvor war sie viele Jahre bei der DB AG beschäftigt, davon lange Zeit im Gesundheitsmanagement. Dort lag ihr Fokus neben dem klassischen betrieblichen Gesundheitsmanagement auch auf den Bereichen psychische Belastung in der Arbeitswelt und Gefährdungsbeurteilung; Trauma, Sucht und betriebliche Sozialberatung; medizinische und psychologische Eignung.

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