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Eine Wasserstoffpipeline zu Häusern, die Erdgas in Privathaushalten ersetzt..
An der Energiewende wird hart gearbeitet. Der EU-Fonds RRF fördert zum Beispiel das Projekt „doing hydrogen“, das grünen Wasserstoff herstellt und transportiert.

EU-Förderung durch den RRF: „Durchhaltevermögen ist gefragt“

Mit dem Aufbaufonds „Recovery and Resilience Facility“ (RRF) macht sich Europa auf den Weg in die Zukunft. Wer eine solche Förderung durch die EU in Anspruch nehmen will, muss allerdings manche Kniffe beherrschen. Das illustriert zum Beispiel das Vorhaben „doing hydrogen“, mit dem grüner Wasserstoff sowohl hergestellt als auch transportiert werden wird. Unser Autor sprach darüber mit Dr. Ralf Borschinsky von Ontras Gastransport, dem federführenden Unternehmen des Vorhabens, und Gaby Limbach von APEX Group, die die notwendige Elektrolyseanlage aufbaut.

Wasserstoff (H2) gilt als Energieträger, der maßgeblich dazu beitragen kann, die Klimakrise zu bremsen. Voraussetzung: Das Gas wird mithilfe erneuerbarer Energien hergestellt. Doch da die Herstellung und auch der Transport des sogenannten grünen Wasserstoffs aufwändig und aktuell noch kostenintensiv sind, herrscht oft ein Henne-Ei-Problem: Potenzielle Abnehmer warten auf Hersteller und umgekehrt.

In Ostdeutschland will das Vorhaben „doing hydrogen“ nun diesen gordischen Knoten zerschlagen. Grüner Wasserstoff soll in großem Stil entstehen. Potenzielle Abnehmer sind mit im Boot. Ein Großteil der Finanzierung wird durch Förderprogramme realisiert.

Im Dezember 2022 gab es einen Bescheid von der EU, dass der „doing hydrogen“-Verbund mit den ersten Maßnahmen bereits beginnen darf, noch bevor der offizielle Förderbescheid vorliegt. „Die EU hat sich bei uns entschuldigt, da der Förderbescheid fehlt“, sagt Dr. Ralf Borschinsky, Pressesprecher der Leipziger Ontras Gastransport GmbH, die bei „doing hydrogen“ die Feder führt.

Mehr als 7.500 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr

Sechs Partner arbeiten im Prozess dynamisch zusammen, um dem grünen Wasserstoff den Weg zu bereiten. Sowohl Abnehmer als auch Produzenten sind mit im Boot. Etwa die APEX Group in Rostock, die bis 2027 eine 100 Megawatt starke Elektrolyseanlage aufbauen will. Die Anlage in Rostock-Laage soll dann Strom aus regionalen Sonnen- und Windkraftanlagen nutzen, um jährlich über 7.500 Tonnen grünen Wasserstoff herzustellen.

Als Abnehmer kommen laut APEX unter anderem Stahlwerke und Raffinerien infrage, ebenso wie der Mobilitätssektor. Im Gespräch ist demnach auch eine Handelsplattform, über die der Wasserstoff von APEX und von anderen Produzenten bezogen werden kann.

EU-Förderungen wie der RRF machen manche komplexe Projekte überhaupt erst möglich

„doing hydrogen“ ist ein Vorhaben, das sich nicht von der ersten Stunde an wirtschaftlich selbst finanziert. Aller Voraussicht nach auch nicht im ersten Jahr. Hier greifen die unterschiedlichen Förderungsmöglichkeiten, die die EU anbietet. Gaby Limbach, Marketing Managerin der APEX Group: „Um überhaupt erste Produzenten, Verteilnetzbetreiber, Händler und Abnehmer zu motivieren, in Wasserstoff zu investieren, ist ein geförderter Markthochlauf vonnöten.“

Das Vorhaben wird daher durch Fördertöpfe unterstützt, allen voran durch die europäische IPCEI-Förderung, die Teil der „Recovery and Resilience Facility“ (RRF) ist, also des europäischen Aufbaufonds nach der Corona-Pandemie. Mittel aus diesem zu beantragen ist allerdings kein Wochenend-Spaziergang.

„Die Fördermittelbeantragung ist langwierig und aufwändig“, beschreibt Gaby Limbach, „Durchhaltevermögen ist gefragt.“ Zunächst galt es im Vorhaben „doing hydrogen“, nach einer Antragsskizze und einer Interessenbekundung eine Vorauswahlrunde geeigneter Projekte durch das Bundeswirtschaftsministerium zu bestehen.

Personelle Ausstattung kann der Schlüssel zu EU-Fördertöpfen sein

„Anschließend“, so Limbach, „werden in mehreren Durchgängen die umfangreichen Anträge durch die EU-KOM (2. Stufe) und durch das Bundeswirtschaftsministerium (3. Stufe) notifiziert. Bei positiver Bewertung bekommt jedes Projekt den Förderbescheid.“

Organisationen, die dergleichen Fördermittel beantragen wollen, müssen also nicht nur Projekte gestalten, die inhaltlich überzeugen. Auch die Anträge müssen den formalen Anforderungen genügen, soweit die Binsenweisheiten. Doch auch die Wahl des Fördertopfes kann entscheidend sein, ebenso wie die eigene personelle Ausstattung. Limbach: „Wichtig ist vor allem, in einem gut organisierten Konsortium aufzutreten, das alle Teile einer Wertschöpfung abdeckt.“

Ontras-Pressesprecher Ralf Borschinsky ergänzt: „Mein Tipp ist: Sie müssen alles akribisch dokumentieren und revisionsfest archivieren. Das muss schon im Prozess stattfinden, durch Nacharbeiten bekommt man das nicht hin.“ Es gelte, die Vorhaben von vorneherein sauber durchzuplanen. Ohne Berater gehe es kaum noch, schließlich müsse eine etwaige Prüfung auch dann möglich sein, wenn der oder die Zuständige mal im Urlaub sei. Borschinsky: „Es geht ja nicht um ein paar Euro, sondern um richtig viel Geld, da ist der Aufwand auch gerechtfertigt.“

Tim Müßle

 

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