Auf dem Weg in die Zukunft müssen die EU-Mitgliedstaaten viele Hürden nehmen, erst recht im Nachklang der Corona-Pandemie. Finanzmittel aus dem Aufbaufonds „Recovery and Resilience Facility“ (RRF) helfen dabei.
Energie aus erneuerbaren Quellen ist ein Schlüsselfaktor im Klimaschutz. Mit den richtigen Technologien lässt sich die Energie aus Wind und Sonne nicht nur speichern, sondern auch dorthin transportieren, wo weder Wind- noch Solarparks stehen. Hier kommt klimafreundlicher Wasserstoff ins Spiel, auch als grüner Wasserstoff (H2) bekannt.
Häufig sind die wirtschaftlichen Startbedingungen allerdings wenig attraktiv. Da kann die EU helfen, unter anderem mit dem europäischen Krisenfonds RRF, der zahlreiche Aufbauvorhaben unterstützt. Co-finanziert durch den RRF beginnt nun etwa in Norddeutschland das Wasserstoff-Vorhaben „doing hydrogen“.
Wasserstoff: im Norden erzeugen, in den Süden transportieren
Das Projekt ist im Februar 2023 gestartet und soll Produzenten, Gasnetzbetreiber und große Wasserstoff-Verbraucher miteinander verbinden. So wird etwa die APEX Group aus Rostock-Laage bis 2027 eine 100 Megawatt starke Elektrolyseanlage errichten, die am Standort in Laage grünen Wasserstoff produziert. Dabei fungiert der Norden Deutschlands als Zentrum für Wasserstoffimporte und -erzeugung. Und weitere Partner des Projekts rüsten Pipelines für den Transport von H2 um, damit das Energiegas auch im Süden genutzt werden kann.
„doing hydrogen“ profitiert unter anderem vom Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP), der Teil des europäischen „Recovery and Resilience Facility“ (RRF) ist. Mit dem Aufbauinstrument will die EU die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie abfedern. Zugleich sollen Wirtschaft und Gesellschaft krisentauglicher, nachhaltiger und last but not least auch digitaler werden.
Der Plan trägt also nicht nur dazu bei, das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Mittel aus dem RRF unterstützen beispielsweise auch die Entwicklung von Impfstoffen, das klimafreundliche Bauen mit Holz und die Digitalisierung der Bildung. Gerade dabei gibt es in Deutschland Aufholbedarf, oft scheitert es schon an der technischen Ausstattung der Lehrerinnen und Lehrer. Mit Hilfe des DARP unterstützt der Bund die Länder nun beim Ausbau digitaler Möglichkeiten in Schulen.
RRF macht mobile digitale Endgeräte für Lehrer möglich
500 Millionen Euro gehen so unter anderem in die Bereitstellung mobiler Endgeräte samt Software für Lehrkräfte (Notebooks und Tablets, keine Smartphones). Das Programm stößt auf großes Interesse – bis Ende März 2022 wurden bereits Endgeräte für rund 450 Millionen Euro abgerechnet.
Mitgliedstaaten, die Unterstützung aus dem RRF in Anspruch nehmen wollen, müssen nationale Aufbau- und Resilienzpläne vorlegen und darin Reformen und Investitionen skizzieren, die bis Ende 2026 noch umgesetzt werden können. Projekte, die grünen und digitalen Wandel vorantreiben, haben dabei gute Chancen. Werden vereinbarte Etappenziele erreicht, werden entsprechende Tranchen ausgezahlt.
Insgesamt stehen Deutschland aus dem RRF Mittel in Höhe von rund 25 Milliarden Euro zu. Erste Pläne für Vorhaben aus der Bundesrepublik gingen bereits im Dezember 2020 an die EU-Kommission. Allein die klimafreundlichen Maßnahmen decken ein breites Spektrum ab: von der Abkehr von klimaschädlicher Energieerzeugung durch grünen Wasserstoff über klimafreundliche Mobilität bis hin zu klimafreundlichem Bauen. Und Maßnahmen zur Digitalisierung ziehen sich durch fast alle Einzelheiten des Aufbauplans.
Polen baut mit Hilfe des RRF Offshore-Windkraftanlagen
Auch die übrigen Mitgliedsstaaten werden mit dem RRF resilienter. Polen zum Beispiel: Erst im Juni 2022 bewertete die EU-Kommission den Aufbau- und Resilienzplan Polens positiv. Darin enthalten sind unter anderem Finanzmittel für Offshore-Windkraftanlagen sowie entscheidende Veränderungen am Rechtsrahmen, um den Bau der Anlagen zu erleichtern. Grüner Wasserstoff ist ebenso Thema wie die Energiesanierung von Gebäuden.
Insgesamt stellt die EU über den RRF insgesamt 723,8 Milliarden Euro bereit, 385,8 Milliarden davon an Darlehen und 338 Milliarden an Finanzhilfen. Neben der Förderung von Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung verspricht sich die EU wirtschaftliches Wachstum davon. Der RRF trat am 19. Februar 2021 in Kraft und läuft noch bis 31. Dezember 2026.
Tim Müßle