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Kinder sitzen im Klassenraum eines modernen Schulbaus

Moderner Schulbau: Neue pädagogische Konzepte erfordern neue Räume

Alte Schulbauten müssen saniert werden und in Großstädten fehlen ganze Schulen, nicht zuletzt aufgrund steigender Schülerzahlen. Gleichzeitig gibt es neue pädagogische Konzepte, die sich im modernen Schulbau widerspiegeln sollen. Wie gehen Schulen, Verwaltung und Politik am besten vor? Welche Rolle spielen die Phase Null und eine bedarfsgerechte Möblierung?

Jüngst erstaunte der Berliner Tagesspiegel seine Leser:innen mit der Nachricht „In Berlins Schulen hilft nur noch Beten“. Was war geschehen? Dominique Krössin, Bildungsstadträtin des Bezirks Pankow, hatte angekündigt, „neue Wege“ beschreiten zu müssen, da es nicht ausreichend Klassenräume für alle 7. Klassen gäbe. Diese Wege sollten nun in Alternativen außerhalb der Schulmauer führen, etwa in Bibliotheken, Jugendeinrichtungen und eben auch in Kirchenräume.

Die erschreckenden Fakten dahinter, die zu diesen Überlegungen führten: Für 20 bis 40 zukünftige Gymnasialschüler:innen, die in Pankow wohnen, gibt es weder im eigenen noch in einem anderen Stadtbezirk einen Schulplatz. Das Schulplatzproblem ist altbekannt, aber trotz vielfältiger Anstrengungen nicht in den Griff zu bekommen. Es wurde sogar eine Taskforce Schulbau gegründet, mit Staatssekretärin Beate Stoffers an der Spitze. Sie ließ im letzten Newsletter der Berliner Schulbauoffensive (BSO) verlauten, dass „bis heute fast 21.000 neue Schulplätze“ geschaffen wurden und „70 Modulare Ergänzungsbauten und fünf neue Schulgebäude“ gebaut werden konnten. Die Zahlen sehen ganz beachtlich aus – und trotzdem gehen Kinder am Ende dieses Schuljahrs ins Ungewisse, wo sie ihr nächstes Schuljahr beginnen werden.

Die Herausforderungen im Schulbau sind komplex

Die Berliner Schulbauoffensive ist das größte Investitionsprogramm des Berliner Senats für die kommenden Jahre. Schon früh war klar, dass Senat und Bezirke die anstehenden Bauaufgaben nicht alleine bewältigen können, und so hat man die HOWOGE als zusätzlichen Baudienstleister in die BSO eingebunden. Die HOWOGE brachte mit ihren Erfahrungen der komplexen und energetischen Sanierung nahezu ihres gesamten Wohnungsbestandes und der Fertigstellung zahlreicher großer Wohnungsneubauvorhaben eine starke Expertise in die BSO ein.

„Die Herausforderungen liegen in der Vielfalt der Disziplinen und der Einbindung vieler verschiedener Akteure. Zudem gibt es eine große investive Verantwortung. Dafür wird das vorhandene Know-How aller Beteiligten genutzt, um Zuständigkeiten sowie Planungs- und Prozessvorgaben zu definieren“, fasst Jens Wadle von der HOWOGE die Komplexität des Schulbaus zusammen. „Das Vorgehen“, so der Leiter des Bereichs Schulbau weiter, „erleichtert in der Projektarbeit etwa das Schaffen von Planungssicherheit und das Herstellen baufertiger Grundstücke. Die Finanzierung des Schulbaus der HOWOGE über die landeseigene Gesellschaft entlastet den Senat zudem von weiteren Finanzierungsaufgaben.“

Phase Null im Schulbau: Wo soll die Reise hingehen? 

Aber nicht nur wachsende Schülerzahlen verlangen nach mehr Schulräumen, auch der Schulbau selbst ist einem Wandel unterworfen: Ganzheitlich, nachhaltig und inklusiv werden Konzepte für die Schulen von morgen gedacht und umgesetzt.

Im besten Fall beginnt jeder Schulbau mit der Phase Null, in der alle Beteiligten des Umbau- oder Neubauprojektes zusammenarbeiten, also etwa Schulträger, Schulleitung, Lehrkräfte, Architekturbüro oder auch das Quartiersmanagement. In die Phase Null fließen sowohl die pädagogischen als auch die räumlichen Vorstellungen aller Beteiligten ein und es werden gemeinsam neue Ideen entwickelt.

„Die Phase Null dient grundsätzlich der Erarbeitung eines zukunftsorientieren Raumprogramms und -konzeptes. Gleichzeitig ist die Phase Null aber auch ein wichtiger Impuls, dass sich Schulen mit der Zukunft ihrer pädagogischen Arbeit und mit der pädagogischen Schulentwicklung beschäftigen“, so fassen etwa die Fachleute des Schulbauberatungsteams REFLEX Architekur_Stadtplanung & SchulBauBeratung Grotkamp den Prozess zusammen.

Phase Null als Katalysator für notwendige Schulentwicklungsprozesse

Solche Beteiligungsprozesse verlaufen natürlich nicht reibungslos, denn es gilt, verschiedene Interessen mit einander zu diskutieren und auszugleichen. „Mögliche Probleme bei der Planung von Schulbauten ergeben sich vor allem, wenn Rahmenbedingungen (z.B. Zügigkeit) und wichtige Entscheidungen (z.B. Neubau oder Sanierung) im Vorfeld nicht eindeutig geklärt sind und zum Teil überaltete Raumprogramme oder Machbarkeitsstudien als Rahmen für die Phase Null vorgegeben werden“, weiß das Schulbauberatungsteam aus eigener Erfahrung. „Auch Ratsbeschlüsse zu nicht bedarfsgerechten Raumprogrammen können die Phase Null erschweren.“

Innovative Gestaltung: Vom Stuhl bis zum Schulhof

Um ein gutes pädagogisches Konzept umzusetzen, sind neue und innovative Ideen für die Möblierung von Klassenräumen und Lehrer:innenzimmer, für die Gestaltungen von Schulfluren, Mensen und Außenräumen unverzichtbar. Schulen sind zwar vorrangig ein Ort des Lernens, aber eben auch des Miteinanderseins und eines gemeinsamen Alltags. Innenarchitektin Susanne Wagner von der Firma Bauereignis begleitet und berät Schulen mit fachlichem Know-how. Sie betont die Wichtigkeit, Schüler:innen und Lehrkräfte gemeinsam in den Designprozess einzubeziehen: „Jede Schule ist anders, jede Profession und jede Statusgruppe hat eine eigene Perspektive auf Bedarfe und Bedingungen. Durch das gemeinsame Nachdenken lernen alle voneinander und die Wege zur Entscheidung werden transparent und nachvollziehbar.“ Insgesamt – und das wird jede Schule, die durch diesen Prozess gegangen ist, bestätigen können – „wird das Ergebnis komplexer, durchdachter, passgenauer“.

Diane Schöppe

  

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