Der Mai 2023 steht an der Universität Bamberg ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Nahezu täglich gibt es eine Veranstaltung, die sich an den 17 Zielen der UN für eine nachhaltige Entwicklung orientiert. Aber das ist nur ein Baustein von vielen, mit denen die Universität mit innovativen Ideen vorangeht und andere Hochschulen und Zivilgesellschaft mitzieht. Auch die Stadt selbst wird auf dem Weg zur Smart City unterstützt. Wir sprachen mit Dr. Dagmar Steuer-Flieser, Kanzlerin und Nachhaltigkeitsbeauftragte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, über Strategie und Umsetzung nachhaltiger Ziele.
Interview
Der Monat Mai steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Woher kamen die Ideen für die Veranstaltungen, die sich an den Zielen der UN für eine nachhaltige Entwicklung, auch bekannt als Sustainable Development Goals (SDG), orientieren?
Dr. Dagmar Steuer-Flieser: Wir begreifen den diesjährigen Nachhaltigkeitsmonat als „SDG-Werkstatt“. Ziel ist es zu zeigen, welchen Beitrag die Universität zu Nachhaltigkeit leisten kann. Im Rahmen einer Informations- und Koordinationsveranstaltung wurden im Januar 2023 verschiedene Projektteams gebildet. Alle Beschäftigten und Studierenden, die sich in irgendeiner Weise mit der Zielerreichung eines bestimmten SDGs auseinandersetzen, waren eingeladen, sich einzubringen. Die Resonanz war groß und Personen aus allen Bereichen der Universität engagieren sich mit hoher Motivation. Das zeigt wiederum, dass der Nachhaltigkeitsmonat bzw. seine Vorgänger – die Nachhaltigkeitswoche und der Tag der Ökosozialen Marktwirtschaft – schon zu einer festen Institution an der Universität Bamberg geworden sind.
Die Universität Bamberg war die einzige bayerische Universität, die sich in ihrer Zielvereinbarung 2019-2022 Nachhaltigkeit als universitäres Ziel gesetzt hatte. 2023 geht es nun weiter. Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Universität konkret?
Wir fassen Nachhaltigkeit als einen Prozess im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung auf. Er umfasst alle Lebens- und Arbeitsbereiche in Forschung, Lehre und Campus-Management. Als Universität wollen wir Entscheidungen treffen und Werte vermitteln, die ökologisch und ökonomisch tragfähig und sozial gerecht sind. Sie sollen die kulturelle Vielfalt sowie kritisches und kreatives Denken fördern. Wichtige Grundlage für unser Leitbild Nachhaltigkeit sind die SDGs der Vereinten Nationen. Diese Ziele lassen sich nur dadurch erreichen, dass Wissen geschaffen und Kompetenzen systematisch vermittelt werden.
Diese Forschungs- und Bildungsaufgabe nehmen wir als Universität mit unserer spezifischen Kombination von geistes-, kultur-, human-, sozial- und informationswissenschaftlichen Fächern wahr. Gleichzeitig ist die Universität sich ihrer Vorbildrolle bewusst, auch ihre eigene Organisation, Prozesse und Umweltbilanz an den SDGs zu orientieren. Wir binden dabei alle Mitglieder, Statusgruppen und Gremien ein. Denn nur gemeinsam kann das notwendige Umfeld für eine nachhaltige Entwicklung geschaffen werden, das auf breiter Basis akzeptiert und gefördert werden und somit nachhaltig funktionieren kann.
Wo stehen Sie im Vergleich zu anderen Universitäten?
Ich würde uns durchaus als Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit bezeichnen. Wir waren die erste Universität in Bayern, die sich in ihrer Zielvereinbarung Nachhaltigkeit als Profilierungsziel gesetzt hat. Auch in unserem neuen Hochschulvertrag wird Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielen. Darüber hinaus sind wir die erste staatliche Universität in Bayern, die am Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) teilnimmt und eine erfolgreiche Zertifizierung noch in diesem Sommersemester anstrebt. Es handelt sich dabei um ein freiwilliges Instrument der EU, um Organisationen zu unterstützen, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Dabei werden alle Bereiche der Universität einbezogen. Bereits seit 2018 dürfen wir den Titel „Fairtrade-University“ tragen und streben zudem an, uns der Kampagne „Race to Zero“ der UN anzuschließen.
Mit der uni-internen Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit und einem eigenen Nachhaltigkeitsbüro hat sich die Universität sehr gut aufgestellt und vernetzt. Welche Wege gehen Sie, um sich auch extern zu vernetzen?
Das Thema Transfer ist für uns zentral. In Sachen Nachhaltigkeit sind dabei einige Beispiele hervorzuheben: Der Nachhaltigkeitsmonat etwa steht allen interessierten Bürger*innen offen. 2022 fand er in Kooperation mit der Stadt Bamberg statt. Unsere Forschung zu Nachhaltigkeit setzt ebenfalls auf den Austausch mit der Gesellschaft. Wichtig ist dabei etwa das „Smart City Research Lab“, in dem Forscher*innen der Universität die Stadt Bamberg auf ihrem Weg zur Smart City unterstützen. Zahlreiche Projekte beinhalten Nachhaltigkeitsaspekte – etwa das Projekt „BaKIM“. Hier geht es darum, die Pflege der städtischen Bäume und Forstflächen zu verbessern. Dazu werden mit einer Drohne Daten erhoben und mit KI-Ansätzen ausgewertet. Die Informationen werden den städtischen Baumpfleger*innen und Förster*innen zur Verfügung gestellt. Mit Projekten wie dem UniGardening oder UniBienen wirkt die Universität in die Gesellschaft hinein. Über den Lehrbienenstand der Didaktik der Naturwissenschaften werden künftige Lehrkräfte dabei zum Aufbau und Führen einer Schulimkerei ausgebildet.
Was macht die Universität, um Nachhaltigkeit zu fördern?
Zahlreiche Angebote der Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit tragen dazu bei, die Hochschulangehörigen und weitere interessierte Personen für das Thema zu sensibilisieren. Aktuell ist etwa ein Zertifikat geplant, das Studierende, die ausreichend Kurse mit Fokus auf Nachhaltigkeit belegt haben, erhalten können. Ein weiteres Beispiel ist das universitäre Gesundheitsmanagement. Es folgt dem nachhaltigen Ziel einer gesunden Mitarbeiterschaft. Dabei bietet es zum Beispiel Workshops, Kurse, Vorträge und Aktionstage an. Nicht zuletzt möchten wir mit den Nachhaltigkeitspreisen, die einmal jährlich für die Bereiche Forschung, Studium und Lehre sowie Campusmanagement vergeben werden, das Engagement der Universitätsangehörigen würdigen.
Die Fragen stellte Diane Schöppe