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Eine Bewerberin und ein Personalverantwortlicher führen ein Gespräch per Video.
Krefeld hat das Standortmarketing neu ausgerichtet: Zielgruppe sind die Bewerber*innen, nicht mehr die Unternehmen.

Recruiting im öffentlichen Dienst II: Krefeld punktet mit Standortmarketing

„Und was kann man hier am Wochenende machen? Und mit der Familie?“ Bewerber*innen haben viele Fragen zur Lebensqualität, wenn ein neuer Job einen Umzug erforderlich macht. Als die Krefelder Arbeitgeber immer mehr solcher Fragen bekamen, hob die Wirtschaftsförderung der Stadt die Initiative „Krefeld kann was“ aus der Taufe. Auch das kommunale Versorgungs- und Verkehrsunternehmen Stadtwerke Krefeld ist mit dabei. „In den Personalabteilungen wissen die Verantwortlichen nicht immer viel über unsere Stadt“, erklärt Eckart Preen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Krefeld, „da mussten wir unser traditionelles Standortmarketing ändern, das sich immer an die Entscheider in den Unternehmen gewendet hat.“ Die neue Zielgruppe: Bewerberinnen und Bewerber.

Auf der Internetseite www.krefeldkannwas.de geht es nun um alles, was Krefeld und die Region Hinzuziehenden bieten kann. Hinzu kommen ein Matchmaking mit potenziellen Arbeitgebern, Local Guides und persönliche Success Storys. Wie zum Beispiel die Story von Maria Kaiser, Teamleiterin der SWK Stadtwerke Krefeld AG. Kaiser hat bereits in Emden, Oldenburg, Frankfurt, Riga und Windhoek gelebt und gearbeitet. Auf www.krefeldkannwas.de erzählt die Teamleiterin nun von ihren persönlichen Highlights der Region: das Café Mari an der Stephanstraße; Daisy’s Noodle Kitchen an der Sankt-Anton-Straße oder auch der Stadtwald Krefeld mit seinen Biergärten.

Wer wegen eines Jobs umziehen müsste, fragt nach Lebensqualität

Ein interaktiver Local Guide fordert die Nutzer*innen der Internetseite dazu auf, drei Favoriten aus den Themenfeldern Familie, Essen & Trinken, Sport, Natur, Kultur und Ausgehen zu wählen. Aus diesen drei Favoriten generiert die Internetseite dann Empfehlungen wie zum Beispiel die Natur- und Wildnisschule Rheinland, den Spielplatz Blumenplatz, die Uerdinger Rheinpromenade oder den Mitmach-Kinderbauernhof Mallewupp.

„Wie attraktiv ist Krefeld für eine Bewerberin oder einen Bewerber?“, fragt Eckart Preen. „Wie attraktiv ist die Region für einen Lebenspartner? Was kann man seinen Kindern bieten?“ Bei derlei Fragen seien viele Personalabteilungen überfordert. Daher machte die Wirtschaftsförderung im Jahr 2017 eine Ausschreibung unter Werbeagenturen der Region, um einen kreativen Partner zu gewinnen. Die Ausschreibung entschied die Agentur montagmorgens für sich. Bei der Zusammenarbeit kam das Internetportal www.krefeldkannwas.de heraus.

Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt

„Mit der Umsetzung sind wir bis zum heutigen Tag zufrieden“, so Eckart Preen, „das Portal beleuchtet die weichen Standortfaktoren von Krefeld.“ Unternehmen, die sich auf dem Portal präsentieren wollen, zahlen einen Beitrag für die Nutzung. Dafür bekommen die Firmen unter anderem auch Bewerbungsmappen, mit denen sie sich bei geeigneten Kandidat*innen bewerben können. Auch das illustriert den aktuellen Wandel vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt.

Aus dem Bereich des öffentlichen Sektors ist die SWK Stadtwerke Krefeld AG mit dabei, mit dem Ziel, potenziellen Bewerber*innen die schönen Seiten Krefelds zu zeigen. Zwar betreiben die Stadtwerke keine Marktforschung oder Bewerber*innen-Befragung um herauszufinden, welche Wirkung die Initiative „Krefeld kann was“ tatsächlich hat. Doch zumindest bis zur Corona-Pandemie spielt die Initiative auch für die Stadtwerke eine große Rolle.

Die Pandemie hat das Projekt allerdings stark gebremst. „Wir sind im März 2018 gestartet und die ersten zwei Jahre sind ganz hervorragend gelaufen“, beschreibt Preen, „wir konnten etliche Dutzend Partner gewinnen, die sich auch an der Finanzierung beteiligten. Der demographische Wandel ist real, ebenso der Fachkräftemangel, und beides hat das Thema weiche Standortfaktoren durchaus gestärkt.“

Stadtwerke Krefeld setzen auf Standort, Sinn und gesellschaftliche Relevanz

Doch mit Corona kamen immer mehr Möglichkeiten, Arbeit auch im Homeoffice zu verrichten. Daher büßte die Initiative im Zuge der Pandemie an Relevanz ein. Das merkten auch die Stadtwerke Krefeld. Doch der Anfang ist gemacht, jetzt heißt es: Flexibel bleiben und neue Dynamiken auf dem Arbeitnehmermarkt miteinbeziehen.

Die Stadtwerke Krefeld zum Beispiel fahren da aktuell dreigleisig:

  • Betonung der weichen Standortfaktoren der Region im Rahmen der Initiative „Krefeld kann was“.
  • Hervorhebung des Sinns der Arbeit. Denise Matthijsse, Pressesprecherin der Stadtwerke: „Wir stellen zunehmend fest, dass für immer mehr Bewerber der Sinn der Arbeit bzw. die Rolle, die der Arbeitgeber in der Gesellschaft einnimmt, eine größere Rolle spielt.“ Hier zielen die Stadtwerke darauf ab, ihre Rolle bei der Umsetzung der Themen Mobilitäts- und Energiewende herauszustellen.
  • Fokussierung auf Benefits wie DeutschlandTicket oder bis zu 80 Prozent mobilem Arbeiten.

Neue Dynamiken durch Arbeit im Homeoffice

Im Nachgang der Corona-Pandemie werden auch Möglichkeiten wie Ausbildungsmessen oder Azubi-Speeddating wieder interessanter, räumt Eckart Preen ein. Dennoch habe sich der Einsatz für die Initiative „Krefeld kann was“ gelohnt und lohne sich noch immer. „Allerdings wurde ja das Thema Homeoffice im Zuge der Pandemie relevanter, und das hat die Bedeutung des Standortes zurückgeschraubt“, so Preen. Weniger Bewerberinnen und Bewerber würden nach der Lebensqualität des Standortes fragen. Und: „Wir haben die Initiative abspecken müssen, dafür aber das Arbeitgebermatching eingeführt.“

Mit diesem Werkzeug lassen sich Krefelder Arbeitgeber sortieren – etwa nach Branche, nach Tätigkeiten, nach der Art der Beschäftigten oder auch nach der Betriebsgröße. So können individuelle Vorlieben, zum Beispiel für größere oder eher kleinere Betriebe, früh genutzt werden, um Matches zu generieren. „Manche Unternehmen haben uns vor fünf Jahren noch die kalte Schulter gezeigt. Doch inzwischen kann man sagen, dass die Organisationen, die sich an der Initiative ,Krefeld kann was‘ beteiligt haben, im Wettbewerb um die Fachkräfte eher die Nase vorn haben,“ fasst Preen zusammen.

Tim Müßle

 

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